Transalpine Run Etappe 5 – Warum machen wir diesen „Sch …“?

Es ist Donnerstag, der Tag der 5. Etappe und ich (Mario) bin mit Schreiben dran.

Bei einem langen Ultratrail, gerade wenn es sich um einen Mehrtageslauf handelt, durchlebt man täglich viele mentale Phasen und Gefühlszustände. Alles läuft völlig unproblematisch, man hat Spaß, dann folgt Anstrengung, Streß, Kälte, Schnee, Regen, nichts geht mehr oder nur mit viel Mühe. In den letztgenannten Situationen hinterfragt man dann den Sinn dieser „Projekte“ wie den Transalpine Run.

So ging es uns vor zwei Tagen circa fünf Kilometer vor dem Ziel, das einfach nicht näher kam. Wir waren kaputt und haben uns gezwungen weiterzulaufen. In der Situation haben wir uns gefragt, warum machen wir diesen schönen Lauf eigentlich?

Jetzt könnte ich korrekt antworten und sagen: „Wegen dem Naturgenuss, der tollen Landschaften, dem Austausch mit anderen …“ Aber ehrlich, die Antwort ist einfacher: Wir machen das aus rein egoistischen Motiven! Danke an dieser Stelle an unsere Familien, Frau, Partner, Freunde und Kollegen, die das erst möglich machen und uns zeitlich den Rücken freihalten, sowie die Daumen drücken.

Wir tun das für uns, denn es macht Spaß Trails zu laufen, seine Grenzen zu testen und darüberhinaus zu gehen. Mit gleichgesinnten „Verrückten“ nur über das Laufen, Schuhe, Ausrüstung und Trailrunning-Events zu reden. Es ist einfach geil – Marlen, darf ich das schreiben? 😉

Natürlich ist das Laufen ab einem gewissen Punkt anstrengend. Manchmal tut es weh, in der Früh sind wir müde oder kommen nur ganz, ganz langsam in Gang. Aber die emotionalen Momente wiegen alles auf: Wenn Du Pässe läufst, die kaum ein Wanderer geht, oben das Panorama der Berge gegenüber siehst oder einfach nach vielen Stunden realisierst, dass Du eine Etappe geschafft hast.

Wenn mich jemand Nachts weckt und fragt was ich tun würde, um in Brixen anzukommen, würde ich wahrheitsgemäß antworten: „Alles“. Sicher, es gibt Grenzen, ich würde nie die Gesundheit meiner Lauf-Partnerin oder meine eigene riskieren. Aber manchmal ist es halt beschwerlich, dauert länger und Du musst für das Erreichen der Etappe kämpfen. Weil die Anstiege kein Ende nehmen, die Tagesform nicht passt oder irgendetwas unvorhergesehenes eintritt.

Das Schöne ist, Grenzen gibt es nur im Kopf und wir können sie verschieben: Und natürlich ist der TAR für uns so was wie ein Abenteuer und ein Austesten und Überschreiten dieser. Auf Englisch gibt es ja den abgedroschenen Spruch: „The pain is for the moment, the glory is forever.“ Richtig, stimmt! In der Rückschau denken wir wahrscheinlich nur an die positiven Momente, aber nicht mehr an Anstrengung oder den Schmerz.

Heute morgen war es wieder Zeit für den Batman Buff.

Heute morgen war es wieder Zeit für den Batman Buff.

Was gibts zu heute zu sagen: Es war die 5. Etappe, wir durften wieder aus Block B starten und da sind wir echt stolz drauf. Wir haben das 2.474 Meter hohe Timmelsjoch passiert und sind darüber vom Ötztal in Österreich nach Südtirol in Italien gelaufen.

image

Ansonsten gab es Sonne, Sonne, Sonne, noch mehr Sonne und endlose Trails ins wunderschöne Passiertal in Südtirol mit der Zielankunft in St. Leonhard.

Nach dem Lauf Beine pflegen. In meiner großen Chaos Tasche habe ich auch die R8 Roll Recovery mit eingepackt.

Nach dem Lauf Beine pflegen. In meiner großen Chaos Tasche habe ich auch die R8 Roll Recovery mit eingepackt.

Das Laufen macht uns immer noch Spass, am „anstrengendsten“ sind jedoch die logistischen Rahmenbedingungen: Sehr früh die Tasche zur Abholung an der Rezeption hinstellen, das ständige Shutteln oder die täglich wechselnden Unterkünfte. Das kommt uns oft wie die eigentliche Herausforderung vor.

An dieser Stelle ein großes Lob an den Veranstalter Plan B: Wir „jammern“ auf hohem Niveau, die Organisation ist perfekt, die Wege sehr gut markiert, der Umgang mit gefährlichen Situationen und Schlüsselstellen äußerst verantwortungsvoll.

Und ganz besonders wichtig: die Crew ist freundlich. Danke dafür. Wir kommen wieder!

Wir freuen uns auf morgen, eine hochalpine und laufbare Etappe steht an – Brixen, wir kommen näher!